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Prof. Dr. Uta Wilkens, Prorektorin an der Ruhr-Universität Bochum.

Ruhr-Uni Bochum

Wie viele Studenten kommen denn nun wirklich?

Stand: 29.08.2013, 13:16 Uhr

Den Unis steht wegen des doppelten Abiturjahrgangs ein historisches – und ein historisch volles - Wintersemester bevor. In der WDR 5-Serie "Abijahrgang XXL – Sturm auf die Unis" begleitet WDR 5 deshalb vier Abiturienten auf dem Weg zum Studienplatz - und parallel dazu interessiert auch, wie die Ruhr-Universität Bochum, eine der größten Hochschulen in NRW, mit dem doppelten Abi-Jahrgang umgeht. WDR 5-Autor Armin Himmelrath berichtet.

Seit dem 27. August, 9 Uhr, ist es für die Ruhr-Universität Bochum nun ernst: Die Einschreibungen für das Wintersemester laufen. Tausende Studienplatzzusagen hat die Uni in den vergangenen Wochen verschickt. Doch den Verantwortlichen ist klar: Längst nicht jeder Bewerber wird seinen Platz auch annehmen.

Was, wenn die Kapazitäten nicht abgerufen werden?

Prof. Dr. Uta Wilkens ist Prorektorin an der Ruhr-Universität. Und sie hofft, dass auch tatsächlich alle angebotenen Studienplätze vergeben werden können: "Zugegebenermaßen ist das von Hochschulseite die große Sorge." Denn, so fährt sie fort, obwohl alle Hochschulen ganz erkennbar ihre Studienkapazität hochgefahren und durchaus auch investiert hätten, um gute Studienbedingungen bieten zu können, sähe die Berichterstattung vielerorts so aus, als wären keine guten Bedingungen gewährleistet. Vor diesem Hintergrund könnten sich viele zukünftige Studenten entscheiden, Umleitungsstrategien zu suchen. Sie würden ihr Studium dann unter Umständen nicht unmittelbar aufnehmen - "Dann haben wir eben die Kapazität geschaffen, aber sie wird gar nicht abgerufen."

Viel tun kann die Uni im Moment ohnehin nicht. Nur bei den Abiturienten darum werben, den angebotenen Studienplatz auch anzunehmen – oder zügig abzusagen, damit ein anderer Interessent nachrücken kann. Denn es wäre ein fatales Zeichen, wenn ausgerechnet im Jahr des doppelten Abiturjahrgangs Studienplätze freibleiben, sagt Uta Wilkens:

"Das wäre sehr schade. Weil wir natürlich schon möchten – und da sehen wir auch unsere Verantwortung – dass diese Generation genau die gleichen Chancen erhält wie alle anderen Abiturjahrgänge auch."

Hunderttausend große und kleine Fragen

Martina Hoffmann arbeitet mittlerweile schon zwei Jahre daran, dass nun alles glatt läuft. Sie ist in der Arbeitsgruppe der Ruhr-Universität Bochum aktiv, die sich auf den Doppel-Abi-Jahrgang vorbereitet hat. Und in diesem Zusammenhang hatten Martina Hoffmann und ihre Kollegen mit hunderttausend großen und kleinen Fragen zu tun.

Das Mensa-Foyer der Ruhr-Uni Bochum.

Wie wird die Mensa der Uni Bochum dem Ansturm standhalten?

Wie zum Beispiel: "Der Campus ist ein Lebensraum. Und wenn dann plötzlich mehr Studierende auf dem Campus sind – was tun die dann eigentlich? Stichwort so etwas wie Hochschulsport: Wir sind jetzt gerade dabei, nochmal das Angebotsspektrum auszuweiten, um da auch noch größere Möglichkeiten einfach zu bieten. Dann die Themen, die natürlich ganz relevant sind: Was ist mit der Mensa? Was ist mit dem Wohnen? Wie ist die Mobilität? Wie kriegt man das alles hin? Das ist schon einiges."

Steckdosen für Laptops und Parkplätze für Autos, Sitzplätze für’s Mittagessen und Arbeitsplätze in der Bibliothek – all das musste bedacht und geplant werden. Doch für viele Studieninteressenten spielen auch noch ganz andere Aspekte eine Rolle. Laura Hering und Lisa Kahlke, beide aus Bochum, haben sich ebenfalls an der RUB beworben – überlegen aber noch, ob sie die Studienplätze in ihrer Heimatstadt auch wirklich nehmen sollen. Laura zum Beispiel könnte auch nach Wuppertal oder Paderborn gehen. Aber dafür müsste sie umziehen und ihren Lebensmittelpunkt verlagern.

Laura Hering

Laura ist nicht sicher, ob sie in ihrer Heimatstadt studieren will.

Eine Entscheidung für eine andere Universität wäre für sie "Erstmal nicht schöner, weil ich dann ja sonst richtig Stress hab, eine Wohnung zu finden – aber ich würde schon dafür umziehen, ja."

Lisa macht sich Gedanken um die Finanzierung ihres Studiums – und tendiert deshalb zu einer Zusage in Bochum. Denn ein Studienplatz anderswo bedeutet auch: Sie muss dann eine eigene Wohnung finanzieren: "Das wird mit dem Geld ein bisschen kompliziert, weil meine Eltern mich nicht so doll unterstützen können."

Die Uni ist gewappnet

Entscheiden müssen beide sich in den nächsten Tagen. Und Martina Hoffmann von der Ruhr-Universität würde sich freuen, wenn dabei ein "Ja" für Bochum herauskommt. Denn die Uni ist vorbereitet.

Audimax der Ruhr-Uni Bochum.

Die Größe des Audimax der Ruhr-Uni Bochum ist ein entscheidender Vorteil.

Sie erklärt: "Wir haben hier an der Ruhr-Universität zunächst mal einen Vorteil anderen Universitäten gegenüber – das ist nämlich unser Audimax. Das heißt, wir haben einen Hörsaal für 1700 Studierende. Und müssen deswegen nicht in Kinos, auf Rennbahnen oder weiß der Himmel was wohin ausweichen - und ich persönlich bin da sehr froh drüber, weil ich das für eine schwierige Lösung halte. Das brauchen wir nicht zu tun. Und das ist auch sehr gut."

Zwar ist das Studentensekretariat seit Mittwoch morgen immer gut besucht, und Martina Hoffmann ist zuversichtlich, dass sich in den kommenden Wochen Tausende von Neuanfängern einschreiben. Aber was ist, wenn sich die Abiturientinnen und Abiturienten doch anders entscheiden? Wenn viele vielleicht doch lieber noch ein Semester oder zwei warten wollen, bevor sie sich immatrikulieren? Martina Hoffmann und ihre Kollegen werden das letztlich erst Mitte Oktober wissen, wenn das Semester wirklich startet.

Es gibt auch einen Plan B

Doch auch darauf ist sie bereits vorbereitet: "Ich sag’s mal so: Wenn es mehr sind, als wir geplant haben – dann haben wir noch einen Plan B im Hinterkopf, und dann werden wir reagieren können. Nicht beliebig, aber wir werden noch einiges machen können. Also, dann bin ich eigentlich noch relativ entspannt im Rahmen meiner Möglichkeiten. Wenn wir zu wenig Studierende haben, dann werde ich wirklich weinen. Und zwar einfach deshalb, weil das bedeuten würde, dass wir es nicht geschafft haben, den Abiturientinnen und Abiturienten klar zu machen, dass es jetzt ein wirklich guter Zeitpunkt für sie ist. Dann sind wir nicht durchgedrungen. Und das fände ich sehr schade!"

Martina Hoffman bleibt zuversichtlich. Und prophezeit: Das wird ein gutes Wintersemester. Für die Ruhr-Universität Bochum, vor allem aber auch für die Studentinnen und Studenten.

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