Eine abstrakte Animation eines komplexen Dreiecks-Netzwerkes in hellblau auf dunkelblauem Hintergrund

Wie gehen wir am besten mit der Komplexität unserer Welt um?

Wer blickt da eigentlich noch durch? Die Welt scheint sich immer schneller zu drehen – und immer unübersichtlicher und undurchschaubarer zu werden. Wir haben ein Komplexitätsproblem, das auch noch Risiken birgt. Wie können wir mit der Komplexität sinnvoll umgehen?

Eine gewisse Komplexität ist einer modernen und vielschichtigen Gesellschaft ja schon per se eingeschrieben: Unterschiedlichste Lebensentwürfe und Interessen müssen Mittel und Wege finden, ein Miteinander zu entwickeln. Hinzu kommt, dass durch die Digitalisierung die ganze Welt jederzeit präsent ist – das sind sehr viele Informationen, die wir zu verarbeiten haben. Zu viele?

Komplexität entsteht dann, wenn ein Übermaß an Information bewältigt werden muss. Gibt es eine Asymetrie zwischen Informationsdichte und Bewältigungsstrategien, tappen wir in eine Komplexitätsfalle, argumentiert der Philosoph Marco Wehr. Das Übermaß führt zur Überforderung: "Es sprengt die Verarbeitungsgrenzen, lässt sich weder kognitiv noch durch den Einsatz leistungsfähiger Computer bewältigen." Die Folge: Es ist in solchen Situationen möglicherweise keine rationale Entscheidung mehr möglich – und das ist ein Problem.

Marco Wehr

Der Philosoph Marco Wehr

Marco Wehr unterscheidet verschiedene Arten von Komplexitätsfallen. Natürliche sind im Prinzip so alt wie die Menschheit, Naturkatastrophen zum Beispiel. "Prinzipiell sind Phänomene dieser Art dermaßen kompliziert, dass sie weder exakt zu prognostizieren noch zu beherrschen sind." Hinzu kommen immer mehr nun auch künstliche Komplexitätsfallen, die unsere Lebenswelten beherrschen, denn jede Art von Hochtechnologie ist notwenig mit Komplexität verbunden, allein schon bei den Steuerungsprogrammen.

Natürliche Komplexitätsfallen sind schwierig, künstliche ebenfalls – und was passiert, wenn Wechselwirkungen zwischen den Ebenen eintreten? Das ist die eine Ebene des Problems. Die andere ist die Frage, wie wir mit dieser Überforderung durch Komplexität umgehen können. Hier hilft Wissen, und es braucht Resilienz. Möglichkeiten dazu findet Marco Wehr zum Beispiel in der Philosophie des Stoizismus.

Wird die Welt tatsächlich immer komplexer? Welche Komplexitätsfallen gibt es? Wie gehen Sie mit der Komplexität um?

Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de.

Redaktion: Gundi Große

Marco Wehr: Mit der Komplexität unserer Welt umgehen

WDR 5 Das philosophische Radio 15.04.2024 54:02 Min. Verfügbar bis 15.04.2025 WDR 5


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Literaturhinweis: Marco Wehr: Komplexe neue Welt und wie wir lernen, damit klarzukommen. Verlag Galiani, 2024.

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