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Es wird stürmisch: Die Favoriten im November

Stand: 18.10.2023, 13:23 Uhr

Der November gilt ja bekanntlich nicht als der freundlichste Monat im Jahr, zumindest wettertechnisch gesehen. Musikalisch aber vielleicht doch, vor allem wenn es um unsere Favoriten geht.

Von Kathrin Herr

Es wird stürmisch: Die Favoriten im November

WDR 5 Musikbonus 28.10.2023 56:35 Min. Verfügbar bis 27.10.2024 WDR 5 Von Herr/ Ilgner


Chet Faker - Something like this

Chet Faker

Eine lange Zeit dachte man eigentlich, das Projekt Chet Faker wäre begraben und würde auch nicht wiederkommen. Zumindest hat es Nick Murphy, der Singer- Songwriter hinter dem Pseudonym, so aussehen lassen, als habe er sein leicht exzentrisches Alter-Ego inzwischen ad acta gelegt. Ein Ortswechsel vom heimatlichen Melbourne nach New York spielte da scheinbar ebenfalls eine nicht ganz unwesentliche Rolle und es wirkte fast so, als wolle der Multi-Instrumentalist sich einmal neu erfinden. Aber wer schon einmal dort war weiß natürlich, dass New York nun wirklich kein Ort ist, um sich von Exzentrik zu verabschieden. Im Gegenteil! Wie genau es dazu kam ist ja eigentlich auch egal, unsere WDR 5 Musikredaktion freut sich jedenfalls, Chet Faker (natürlich als Ergänzung zu Nicks anderem Projekt!) wiederzuhaben.

Cassia - High Tones

Cassia

Eigentlich sollte man mal ein Buch darüber schreiben, wie Bands ihren eigenen Musikstil selbst beschreiben. Im Falle von Cassia stünde dann dort „Calypso-Flavoured Afro-Rock im britischen Indie-Stil“. Denn so exzentrisch das klingt, macht diese Beschreibung doch direkt sehr viel Sinn, sobald man die Musik der Band hört. Das britische Trio aus Manchester hat für sich selbst übrigens auch eine ziemlich treffende Beschreibung in petto: „Tropical vibes but not tropical guys“. Ihre Musik schreiben sie aus dem tiefen Bedürfnis heraus, immer Sommer haben zu wollen. Evtl. ist das auch der Grund dafür, warum sie noch immer in Manchester wohnen – denn Musik schreibt sich ja bekanntlich besser unter dem Einfluss von Sehnsucht und Utopie.

Freyr - Why aren't you satisfied

satisfy

„Why aren’t you satisfied“ – dieser so wie fast alle anderen Songs vom aktuellen Album sind – laut Freyr – auf dem Boden einer AirBnB Wohnung in Wiesbaden entstanden. Der schwedisch-isländische Singer-Songwriter mit den bestechend blauen Augen kann seine Herkunft weder im Namen noch im Stil verbergen. Während er eigentlich noch im Umzugsstress von Lulea in Nordschweden in die hessische Landeshauptstadt war, hatte ihn nämlich eine absolut kreative Phase gepackt, während er gleichzeitig gemeinsam mit seiner Partnerin auf Wohnungssuche war. Um das Album schließlich aufzunehmen hat es ihn noch ein Stück weiter südlich verschlagen, nach Altea in Spanien. Diesen August gabs dann endlich den Release seines nunmehr zweites Studioalbums „Night and Day“.

Lack of Afro feat. Jack Tyson Charles - All Night

Lack of

Beim Song “All night“ bekommt man schnell den Eindruck, dass da eine komplette Band spielt. In Wahrheit verbirgt sich dahinter allerdings nur ein einziger Mann aus Großbritannien, der sich ab und zu Gastmusiker einlädt wie beispielsweise Jack Tyson Charles. Im wahren Leben heißt Lack of Afro übrigens Adam Gibbons und der ist nicht nur Produzent und Komponist, sondern auch Multi-Instrumentalist. Sein aktuelles Album „Square One“ ist nach einer erfolgreich überwundenen Suchterkrankung und der Trennung von seiner Frau eine Art Neustart in seiner inzwischen über 17 Jahre andauernden Karriere.

Dekker - Too young to die

Dekker to young to die

Wer auf der Suche ist nach melancholischen Indie-Folk-Pop Songs, der wird bei Dekker auf jeden Fall fündig. Und auch wenn seine Songs im Allgemeinen oft aus derselben Wolle gestrickt sind, schafft er es doch, dass einem nie langweilig wird. Der Künstler mit dem überdimensional großen Strohhut, der inzwischen scheinbar zu seinem Markenzeichen geworden ist, dürfte vielen auch noch vom Duo Rue Royale noch bekannt sein, das er gemeinsam mit seiner Frau Ruth hatte. Aktuell hat die Band sich aber eine familienbedingte Auszeit genommen und Dekker scheint offenbar großen Gefallen gefunden zu haben an seinem Soloprojekt. Zumindest lässt die Anzahl der Alben darauf schließen – zwei hat er schon, ein Drittes ist bereits in der Mache und soll Anfang nächsten Jahres rauskommen.

Readymade FC - The Light at the End of the Tunnel

Readymade FC - The Light at the End of the Tunnel

Dass Künstlerinnen und Künstler mal eine kleine Schaffenspause einlegen ist ja fast schon üblich. Aber wenn die Pause knapp 20 Jahre dauert, dann sollte man vielleicht doch eher von Neuanfang sprechen. Readymade FC, der im wahren Leben eigentlich Jean-Philippe Verdin heißt, ist ein Multiinstrumentalist aus Frankreich und eigentlich verortet man ihn eher in den elektronischen Bereich. Die lange Pause erklärt sich dadurch, dass er einfach sehr viel Musik für andere Leute gemacht hat. Sei es für Werbespots, Kinofilme oder einfach nur Songs von Künstlerkolleginnen und -kollegen zu produzieren. Nach 17 Jahren hat er nun im Juni sein neuestes Album „I can change“ veröffentlicht in dem zahlreiche Gastmusikerinnen und -musiker beteiligt waren, wie zB die Künstlerin Queen Kaltoum bei unserem Favoriten.

Tiny Umbrellas - Paper Planes

Wenn eine Künstlerin oder ein Künstler noch ganz am Anfang seiner oder ihrer Karriere steht, dann sind meistens auch die Follower-Zahlen in den Sozialen Netzwerken eher überschaubar. Anders verhält sich das bei Tiny Umbrellas und deren Instakanal mit über 113000 Followern! Da lässt sich ein toller neuer Song ja direkt auch ziemlich gut unters Volk bringen. Hinter dem Pseudonym Tiny Umbrellas verbirgt sich übrigens keine fünfköpfige Indieband, sondern eine einzelne Person, die es ziemlich gut raus hat, mit wenigen Mitteln (und einer guten Computersoftware) sehr große Effekte zu erzielen. Im Juli erschien Tiny Umbrellas neue EP „Somewhere to fall asleep“, auf dem wir auch unseren Favoriten „Paper Planes“ gefunden haben.

Dirg Gerner - Oneness

Dirg 2

Ein bisschen mysteriös, geheimnisvoll und schüchtern? Ja, wenn es um die Medienpräsenz von Dirg Gerner geht, aber dann setzt seine Musik ein: Zeitlos und mit einem Hauch von 70er-Nostalgie – das beschreibt den musikalischen Facettenreichtum des chilenisch-deutschen Musikers Dirg Gerner. Im September dieses Jahr veröffentlichte Gerner sein Debütalbum „Simple Man“ – simpel klingt es aber ganz und gar nicht! Mit dabei ist Jazz-Trompeter Theo Croker. Das Ergebnis von „Simple Man“? Ein Meisterwerk, das in keinem Plattenschrank fehlen sollte. Wer auf der Suche nach authentischer und harmonischer Musik ist, wird mit Dirg Gerner und seinem Debüt fündig!

Ben Folds - Back to anonymous

Ben Folds

Ob hochgelobter Bestseller-Autor, Podcast-Gastgeber oder einfach „nur“ legendärer Musiker: Ben Folds hat sich weit über seinen Heimatstaat North Carolina einen Namen gemacht. Begleitet wird er mittlerweile bei seinen großen Auftritten von Sinfonieorchestern. Folds hat bereits etliche genreübergreifende Alben herausgebracht. Seine Fangemeinde durfte sich diesen Sommer freuen, denn seine neue Platte „What Matters Most“ wurde veröffentlicht. Darauf enthalten ist unser ausgewählter Favorit „Back to Anonymous“ – für uns ein absolutes Highlight des gesamten Albums! Folds widmet „Back to Anonymous“ jenen Menschen, die Bewundernswertes vollbringen, aber nie im Rampenlicht stehen.

Freyr - Man on the Moon

Von Folk bis Trip Hop, die Stücke des schwedisch-isländischen Sängers Freyr sind in kein Genre zu packen. Sein erstes Instrument, die Flöte, lernte er im Alter von 6 Jahren spielen, mittlerweile hat er sein Repertoire um Gitarre, Piano und Schlagzeug erweitert. Aufgewachsen ist der Multiinstrument in Schweden, nun lebt er in Deutschland. 2021 veröffentlichte der Künstler sein Debütalbum „Nicotine Bunker“, dieses Jahr im Sommer folgte seine zweite Platte „Chilling in the Park“. „Chilling in the Park“ enthält einen Mix aus düsteren und aufmunternden Stücken. Unser Favorit „Man on the moon“ überzeugt uns mit zupfender Akustikgitarre, Violine und Cello sowie einem aufmunternden Beat – genau das richtige für die Vorweihnachtszeit!

Dottie Andersson - I want it bad

Dottie Andersson

Dottie Andersson gilt als Newcomer-Star Schwedens. Die Singer-Songwriterin aus Småland erlangte internationale Bekanntheit durch ihr erstes Solostück „Heavy Object“. Unser ausgewählter Favorit „I want it bad“ ist aus ihrem Debütalbum „Drinking Gasoline“ (VÖ: 10/2023). Im Stück behandelt die junge Künstlerin Unsicherheiten und den Wunsch, perfekt zu sein. Andersson wuchs nicht nur musikalisch auf, sie spielte schon als Schlagzeugerin mit ihren jüngeren Schwestern in der Band „Ason“. Frische, innovative Sounds und schwedischer Pop – das ist Musik von Dottie Andersson.

Jalen Ngonda - Come around and love me

Ngonda

Beim ersten Hören von Jalen Ngondas Debütalbum „Come around and love me” mussten wir einfach an Marvin Gaye denken! Ein Vergleich mit dieser Soul-Legende könnte für Künstler Ngonda auf jeden Fall schlimmer ausfallen. Jalen Ngonda macht sich in der aktuellen Soulszene ebenso einen eigenen Namen – und das zu Recht: seine selbstbewusste und starke Stimme überzeugt schon ab dem ersten Takt. Geboren ist der R&B- und Soulsänger in Maryland, in Liverpool wuchs er auf. Musikstücke schreibt er schon, seitdem er 14 Jahre alt ist. Soulig, zart, gefühlvoll, einzigartig, zeitlos und vor allen Dingen unvergesslich – wir lieben Jalen Ngonda und freuen uns, mit auf seine zukünftige Musikreise zu gehen.