Vom Tonbandgerät zur Virtual Reality - Jean-Michel Jarre zum 75.
Der französische Klangkünstler Jean-Michel Jarre, der jetzt seinen 75. Geburtstag feiert, ist ein Mann der Superlative: Millionen verkaufte Alben, riesige Lightshows und Konzerte mit bis zu 3,5 Millionen Zuschauern. Aber für ihn steht immer die Innovation im Vordergrund, das Erschaffen neuer Klänge.
Von Torsten Eßer
Zum Jahreswechsel 2020/2021 spielte Jean-Michel Jarre in einem virtuellen Nachbau der Kathedrale Notre-Dame de Paris ein 50minütiges Konzert, übertragen vom französischen Fernsehen. Ein bahnbrechendes Live-Stream-Konzertspektakel bei dem Jarre live in einem Studio in der Nähe der Kathedrale auf trat, während sein Avatar im Inneren einer virtuellen Notre-Dame spielte. Solche "Events" kennzeichnen die gesamte Karriere von Jean-Michel Jarre, was nicht abzusehen war, als er mit seinen musikalischen Aktivitäten begann.
Er ist zwar der Sohn des Komponisten Maurice Jarre, aber der verließ die Familie Richtung USA, als Jean-Michel fünf Jahre alt war. Sie trafen sich später nur ein einziges Mal in einem Café in Los Angeles. An seinem siebten oder achten Geburtstag nahm seine Mutter ihn mit in den Jazzclub einer Freundin, wo gerade kein Geringerer als Chet Baker für seinen Auftritt probte, und ihm ein Ständchen zu seinem Ehrentag spielte. Fortan gehörte Jean-Michels Liebe dem Jazz. Als Teenager bekam er von seinem Großvater einen Grundig-Kassettenrekorder mit Mikrophon geschenkt und nahm damit die Geräusche vor dem Fenster seiner Großeltern auf. Er spielte die Aufnahmen auch mal rückwärts ab, ohne zu ahnen, dass das ein Vorgriff auf seine spätere Karriere sein würde, die aber zunächst rockig startete.
Zu seinem heutigen Stil findet er dann 1976. Frisch getrennt von seiner ersten Frau sitzt er acht Wochen alleine zuhause in seiner Küche, die er zu einem Homestudio umgebaut hat. Dort stellt er seine analogen Synthesizer, Orgeln und Bandmaschinen auf. Zwischendurch wandert er durch Paris und entdeckt in einer Kunstgalerie das Bild eines Schädels in einer zerstörten Erdkugel, betitelt "Oxygene". Er kaufte das Bild für sein Cover. Aber kein großes Label wollte die Platte rausbringen. Erst ein Jahr später und mit einem Umweg über London kam der Erfolg…
Seither hat Jean-Michel Jarre unermüdlich Alben produziert und sich immer wieder auf die Suche nach neuen Klängen begeben. Mit seinen Alben/Projekten "Electronica 1+2" (2015/16) und "Oyxmore" (2021) schlug er wieder neue Wege ein, und betrat die virtuelle Welt der Musikproduktion und –präsentation.
Gespielte Titel:
Jean-Michel Jarre – The opening (live in Notre Dame VR)
Jean-Michel Jarre – La Cage
Jean-Michel Jarre – Poltergeist Party
Jean-Michel Jarre – Oxygene part IV
Jean-Michel Jarre – Oxygene part II
Jean-Michel Jarre – Equinox part V
Jean-Michel Jarre – Magnetic Fields part 4
Jean-Michel Jarre – Ethnicolor 1
Jean-Michel Jarre / Tangerine Dream - Zero Gravitiy
Jean-Michel Jarre / Air - Close your eyes
Jean-Michel Jarre / Edward Snowden - Exit
Jean-Michel Jarre / Laurie Anderson - Rely on me
Jean-Michel Jarre – Sonic Land
