Luftbild Ruhr-Universität Bochum

Mobilitätsplanung vor dem Uni-Start

Wie geht es hier zur Uni?

Stand: 06.08.2013, 11:27 Uhr

Wie bereitet sich eine Universität auf den Zustrom der zusätzlichen Erstsemestler vor? WDR 5 Leonardo befragt in der Serie "Abijahrgang XXL - Sturm auf die Unis" den Mobilitätsbeauftragten der Ruhr-Uni Bochum.

2013 werden an der Ruhr Universität Bochum 4.500 mehr Studienplätze eingerichtet. Das hat Auswirkungen auf die Verkehrsplanung. Würden nur die Hälfte dieser zusätzlichen Studierenden mit einem Auto anreisen, dann wären das 2.000 bis 2.500 Autos mehr, die im Parkhaus auf dem Campus der Ruhr-Universität Bochum einen Stellplatz benötigen.

Wohin mit den Autos?

Björn Frauendienst

Björn Frauendienst, Koordinator Mobilitätsstrategie Ruhr-Uni Bochum

Die Parkplatzfrage ist nur eine von vielen Frage, mit denen sich Björn Frauendienst, der Koordinator Mobilitäts- und Verkehrsstrategie der Ruhr Universität Bochum und seine Kollegen befassen.

"Zunächst wissen wir, dass ein Drittel der Studierenden mit dem Auto kommt." Diese Zahl wurde 2012 in einer Befragung ermittelt. Außerdem erwartet Frauendienst nicht sofort alle 4.500 Studierenden zum Studienstart: "Das verteilt sich auch auf das nächste Studienjahr, sodass wir zum Wintersemester mit 2.000 zusätzlichen Studenten rechnen."

Ein Drittel von 2.000 wären immer noch 700 Autos pro Tag, also keine kleine Parknische, die man nur ausschildern muss. "Gut das ist richtig," gibt der Mobilitätsbeauftragte zu. Derzeit wird daher das Parkhaus West der Universität ausgebaut.

"Die Studierenden kommen aber auch nicht alle jeden Tag. Ein Studientag kann ja ganz unterschiedlich gestaffelt sein. Manche kommen vormittags, manche nachmittags. Manche kommen an einem Tag gar nicht. Das teilt sich also sehr stark auf."

Bus und Fahrrad als Alternative attraktiver machen

Die Ruhr-Universität setzt weniger auf den Ausbau der Parkhäuser, sondern auf die Schaffung von Alternativen für den Autoverkehr. Mit dem Öffentlichen Nahverkehr erreicht man die Stadtbahn-Haltstelle direkt vor der Universität. Ein Semesterticket für ganz NRW ist im Semesterbeitrag enthalten. Neu sind in Bochum Bestrebungen, das Fahrrad als Alternative attraktiver für die Studierenden zu gestalten.

Metropol-Radstation Ruh-_Universität Bochum

Fahrradleihstationen auf dem Campus der Ruhr-Uni Bochum

"Wir haben in Bochum Querenburg, das Stadtumfeld der Uni Bochum, 15 Metropolrad Ruhr-Stationen mit insgesamt 180 Fahrrädern. Das planen wir gerade noch zu erweitern," berichtet Frauendienst.

"Und unser Asta hat einen Kooperationsvertrag mit der Firma "nextbike" abgeschlossen, das jeder Student das Fahrrad jeden Tag umsonst nutzen kann."

Gerüstet für den Abiturjahrgang XXL?

Eine wichtige Strategie ist für Björn Frauendienst, die angehenden Studierenden am Tag der Einschreibung umfassend über die Alternativen der Anreise zum Campus zu informieren: "Wir werden natürlich unser Fahrradangebot anpreisen."

Mit dem Verkehrsunternehmen in Bochum gibt es Absprach, in den Stoßzeiten das Angebot der sieben Buslinien zum Universitätsgelände mit Einsatzwagen zu unterstützen. Außerdem werden einzelne Fakultäten die Anfangszeiten der Vorlesungen auf 7.45 Uhr vorverlegen, um U-Bahnen, die zu früheren Fahrzeit nicht so überfüllt sind, für die Studierenden als Alternative attraktiver zu machen.

Pendeln zwischen zwei Universitäten

Es gibt in NRW Studierende, die an zwei Universitäten studieren müssen - so genannte "Spagatstudenten". Zum Beispiel Abiturientin Laura Hering: Sie hat eine Zulassung für die Studienfächer Sprachwissenschaften und Französisch an den Universitäten in Bochum und Dortmund. Um Seminare an beiden Standorten belegen zu können, wird sie pendeln müssen.

Abiturientin Laura Hering hat sich an mehreren Unis beworben.

Laura wird vielleicht zwischen Dortmund und Bochum pendeln

Die Anbindung zwischen den Universitäten in NRW ist durchaus unterschiedlich. Im Beispiel Dortmund und Bochum funktioniere die Verbindung recht gut, beurteilt Björn Frauendienst die Situation von Laura. "Man sollte sich trotzdem keinen zu engen Stundenplan machen."

Überlegungen einen Shuttlebus zwischen den beiden Universitäten einzurichten wurden verworfen, weil dieser, so Frauendienst, in der Regel nicht schneller wäre als die normale U-Bahn- oder Zugverbindung. Eine Ideallösung wird noch gesucht.

Der Wunschtraum eines Mobilitätsbeauftragten

Björn Frauendienst wünscht sich für Bochum den Ausbau des Metropolrad-Netzes. "Zum Beispiel könnten wir an allen Wohnheimen durchaus weitere Stationen einrichten. Dann hätten wir circa 6.000 Studenten, die im Metropolrad-Bereich direkt an die Uni angebunden sind."

"Aber auch für den ÖPNV gibt es sicherlich noch schöne Perspektiven." Am Anfang der Vorbereitungen träumten Frauendienst und sein Kollegen von einem Ausbau des Nahverkehrs, beispielsweise von einer engeren Taktung der U-Bahn-Linie U35, die den Bochumer Hauptbahnhof mit der Ruhr-Universität verbindet. "Das sind Planungen, die brauchen leider Jahrzehnte."

Nächste Folge: Abijahrgang XXL und die Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt

Am Freitag, 16. August 2013, wird es in der WDR 5 Leonardo-Serie darum gehen, welche Auswirkung der doppelte Abiturjahrgang auf den Ausbildungsmarkt hat.

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