Küchenexperimente - Elektrosmogwaage

Stand: 27.08.2015, 15:05 Uhr

Elektrosmog kann man nicht sehen, schmecken oder riechen? Mag sein, aber man kann ihn ganz leicht messen: mit der Küchenwaage.

Dieses Küchenexperiment ist ausnahmsweise tatsächlich beim Kochen bzw. Backen in der Küche entstanden. Mein Lieblingsrezept für Apfelkuchen beginnt nämlich mit 120 Gramm geschmolzener Butter. Und da ich die Butter nach dem Abwiegen mit der Mikrowelle schmelze, standen einmal die Digitalwaage und die Mikrowelle gemeinsam auf der Arbeitsplatte. Und daraus entwickelte sich dieses Experiment.

DER VERSUCH

Die Butter sparen wir uns. Wir wollen ja experimentieren, nicht backen. Wir nehmen also:

  • eine Mikrowelle;
  • eine digitale Waage;
  • ein Glas Wasser;
  • nach Belieben andere Geräte mit elektromagnetischer Strahlung (z.B. Mobiltelefone oder Basis-Stationen).

Ich stelle das Glas Wasser in die Mikrowelle, schließe die Tür und drehe das Gerät auf volle Leistung. Die Digitalwaage stelle ich vor die Tür der Mikrowelle und setze die Anzeige auf Null. Dann schalte ich die Mikrowelle ein und beobachte die Anzeige der Waage.

DAS ERGEBNIS

Die Waage schlägt aus. Die Anzeige springt wild hin und her. 135, 227, -89 Gramm – mehrere Hundert Gramm zeigt die Waage, ohne dass irgendetwas darauf liegt. Und wenn ich sie näher an die Mikrowelle heran schiebe, dann werden die angezeigten Werte noch deutlich größer. Erst wenn die Mikrowelle wieder aus ist, beruhigt sich auch die Waage und zeigt wieder entspannte Null Gramm. Wenn ich einen Teil des Wassers aus dem Glas gieße und das Experiment wiederhole stelle ich fest, dass die Werte auf der Digitalanzeige durchaus bis auf mehrere Kilogramm hochschnellen können.

DIE ERKLÄRUNG

Eine Mikrowelle erwärmt das Essen mit hochfrequenten elektromagnetischen Wellen. Die Frequenz liegt normalerweise bei 2,45 GHz, die Leistung üblicherweise irgendwo zwischen 500 und 1200 Watt. Grundsätzlich soll eine Abschirmung dafür sorgen, dass diese Strahlung in der Mikrowelle bleibt. Vor allem um die Tür herum dringt aber trotzdem ein geringer Anteil nach draußen. Es gibt eine DIN-Vorschrift, die besagt, dass fünf Zentimeter vor der Tür einer Mikrowelle maximal 5 mW/cm2 gemessen werden dürfen (DIN EN 60335-2-25). Das Bundesamt für Strahlenschutz hat festgestellt, dass die tatsächlichen Werte im Mittel bei nur einem Prozent dieses Grenzwertes liegen. Da die Intensität dieser Strahlung außerdem mit dem Abstand zur Mikrowelle schnell abfällt, gilt sie als ungefährlich.

Eine Digitalwaage reagiert allerdings auch schon auf sehr geringe Mengen elektromagnetischer Strahlung. Genauer gesagt, die elektronische Schaltung in der Waage. In Leitungen und Bauteilen werden durch die Strahlung aus der Mikrowelle winzige Ströme erzeugt, die dann verstärkt werden und die Anzeige schwanken lassen. Die Bandbreite dieser Schwankungen, also ob einige Dutzend oder Hunderte Gramm angezeigt werden, gibt zwar keinen exakten Wert für die Intensität der herrschenden elektromagnetischen Strahlung, sie vermittelt aber durchaus einen qualitativen Eindruck.

Insbesondere kann man damit verdeutlichen, wie stark bei einer Mikrowelle die Intensität der nach außen dringenden Strahlung von der Füllmenge im Innern abhängt. Steht eine große Schüssel Wasser im Gerät, dann sieht man außen nur einige Dutzend Gramm auf der Anzeige der Waage. Nimmt man ein Glas Wasser, dann steigt die Anzeige auf mehrere Hundert Gramm und lässt man die Mikrowelle gar leer laufen (was man auch zur Schonung des Geräts eigentlich nie machen sollte), dann gehen die Ausschläge der Waage auf mehrere Kilogramm. Daran wird deutlich: So wie ein geschlossener Stromkreis einen Verbraucher benötigt, um nicht im Kurzschluss zu enden, braucht auch eine Mikrowelle Material (am besten mit viel Flüssigkeit), das die elektromagnetischen Wellen absorbiert und in Wärme umwandelt. Zur Schonung des Geräts und zur Verringerung der Strahlenbelastung in der Küche.

FAZIT

Elektrosmog kann man wiegen. Natürlich nicht präzise, aber relativ. Ein Handy bei gutem Empfang lässt die Waage gar nicht ausschlagen, bei schlechtem Empfang stehen schon bis zu 100 Gramm auf der Anzeige. Und wer einmal gesehen hat, dass seine Mikrowelle die Waage auf mehrere Kilo ausschlagen lassen kann, kommt durchaus zu der Erkenntnis, dass eine Mikrowelle in Kopfhöhe über der Arbeitsplatte keine gute Idee ist.

Redaktion:
Peter Ehmer