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Buchcover: "Wenn es an Licht fehlt" von Juan Gabriel Vásquez

Buch der Woche

"Wenn es an Licht fehlt" von Juan Gabriel Vásquez

Stand: 17.11.2023, 13:59 Uhr

Juan Gabriel Vásquez zeichnet in seinem Roman „Wenn es an Licht fehlt“ die Familiengeschichte eines kolumbianischen Filmemachers nach. Präzise recherchiert und meisterhaft erzählt.

Sergio Cabrera ist ein kolumbianischer Filmemacher mit sehr bewegter Familiengeschichte. Sie beginnt im Spanischen Bürgerkrieg, führt dann in den 30er Jahren nach Kolumbien ins Exil. Schließlich geht die Reise nach China hinter den eisernen Vorhang zur Zeit der Kulturrevolution und anschließend zurück in den kolumbianischen Dschungel zum Guerillakampf.

Ausgehend vom Tod seines Vaters lässt Sergio Cabrera in Barcelona im Gespräch mit seinem Sohn sein Leben und das seiner näheren Familie Revue passieren. Der Originaltitel des Romans heißt folgerichtig so viel wie "zurückschauen". Von Susanne Lange etwas poetischer ins Deutsche übersetzt mit "Wenn es an Licht fehlt". Eine sehr gut lesbare Übersetzung.

Juan Gabriel Vásquez kann auch in diesem sechsten nun auf Deutsch vorliegenden Roman mit seinen literarischen Stärken punkten. Er schafft es, historische Begebenheiten und Personen so zum Leben zu erwecken, dass man in einem großen Bogen ein ganzes Jahrhundert und mehrere Kontinente lesend durchschreiten kann.

Auch ohne tiefere Kenntnisse der regionalen Geschichte übertragen sich die Energie und der Sog der Erzählung. Am Ende dieses Romans bleibt die Erkenntnis: Ideologien lassen sich durchbrechen. Und das ist in heutigen Zeiten eine Diagnose, die Hoffnung macht.

Eine Rezension von Christoph Ohrem

Literaturangaben:
Juan Gabriel Vásquez: Wenn es an Licht fehlt
Aus dem Spanischen von Susanne Lange
Schöffling Verlag, 2023
448 Seiten, 28 Euro