Den "Seemann" kann man vom Dreier machen, vom Fünfer und theoretisch auch vom Siebener. Aber die Siebener-Plattform ist im Ottersweiler Freibad schon seit ein paar Jahren gesperrt, da darf keiner mehr hoch wegen dieser Geschichte von damals. Der Kiontke war da schon Bademeister und ist es heute immer noch. Konnten die Leute erst nicht verstehen, wie er das aushält. Aber nach einer Weile, "als sich das Leben wieder zurechtgeruckelt hatte, stand der Kiontke wieder am Beckenrand als wäre nichts gewesen."
"Die Erinnerungen an das Freibad meiner Jugend sind paradiesisch, sie sind zauberhaft" hat der Autor Arno Frank in einem Interview erzählt. Genau das spürt man in diesem Roman auf jeder Seite. Als habe man beim Lesen eine himmelblaue Brille aufgesetzt und das Buch vorher mit Sonnenmilch eingecremt. Alles, was den Menschen an diesem Sommertag im Freibad passiert - und es passiert eine Menge - wird wie nebenbei erzählt. Hat eine traumhafte Leichtigkeit, eine fein dosierte Mischung aus Witz und Wehmut, Komik und Drama. Weil eben auch das Leben nicht nur aus wolkenlosen Sommertagen besteht.
Fürs Buch wollte Arno Frank es nochmal mit einem Seemannsköpper vom Siebener probieren. Als er oben auf dem Sprungturm stand, hat er runtergeguckt. Und es lieber doch gelassen.
Eine Rezension von Christine Westermann
Literaturangaben:
Arno Frank: Seemann vom Siebener
Tropen Verlag, 234 Seiten, 24 Euro
