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Buchcover: "Meisterparodien" von Rober Neumann

Buch der Woche

"Meisterparodien" von Robert Neumann

Stand: 03.08.2023, 16:59 Uhr

Die Parodien beweisen, dass selbst die Meister einen Automatismus drauf haben. An ihm setzen die Parodien an. Der Automatismus ist aber auch die Chance für die KI. Deshalb mehr oder weniger kann sie die Kreativität nachmachen – weil die Kreativität es der KI vorgemacht hat.

Robert Neumann ist 1897 in Wien geboren und 1975 in München gestorben. Die historischen Wirren, seine Vertreibung durch Hitler, ermöglichen es, ihn einen österreichisch-britischen Schriftsteller zu nennen. Er war – auch auf Englisch – ein Vielschreiber. Neumanns Parodien hat Jens Jessen unter dem Titel "Meisterparodien" 1988 in der "Manesse Bibliothek der Weltliteratur" herausgegeben.

Jessens Auswahl zeigt, dass Literatur, überhaupt und ganz allgemein, ein Problem hat. Man könne zwar, sagt Neumann, weder Hitlers "Mein Kampf" parodieren noch Goethes "Über allen Wipfeln." Bei dem einen braucht man nur zu zitieren, es reicht das Zitat. Das andere ist unberührbar perfekt. Sonst gilt aber, dass gerade die berühmtesten Autoren nicht nur eine Macke haben, sondern auch eine Masche, einen Automatismus in ihrer Kunst, den Neumanns Parodien mit "magischer Grausamkeit" bloßstellen.

Eine Rezension von Franz Schuh

Literaturangaben:
Robert Neumann: Meisterparodien
Hsg. von Jens Jessen
Manesse Bibliothek der Weltliteratur, 1988, nur noch antiquarisch erhältlich