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Buchcover: "Der Hipster von der traurigen Gestalt" von Daniel Gascón

Buch der Woche

"Der Hipster von der traurigen Gestalt" von Daniel Gascón

Stand: 10.08.2023, 08:14 Uhr

Der urbane Hipster Enrique bringt das Leben des beschaulichen Dorfes La Cañada mit seinen modernen Lebensweisheiten ganz schön durcheinander. Originell und vielstimmig erzählt.

Enrique reitet eher metaphorisch gegen Windmühlen an und nicht tatsächlich wie Don Quijote in Cervantes Klassiker "Der Ritter von der traurigen Gestalt". Wobei Enrique in seinem metaphorischen Kampf gegen Windmühlen ebenso unterliegt wie das im Titel angedeutete literarische Vorbild. Der junge linke Hipster Enrique flieht vor seinem urbanen Leben und seinem Liebeskummer in ein winziges Dorf im spanischen Niemandsland fernab der Küsten. Enrique ist aufgeklärt, denkt modern und hat durchaus Sendungsbewusstsein. Obwohl er bis zur Dummheit naiv ist, schafft er es sogar bis zum Bürgermeister des Dorfes. Während der gesamten Geschichte kommt es zu wirklich aberwitzigen Verwicklungen. Und natürlich darf auch Greta Thunberg nicht fehlen, wenn der Idealismus des Hipsters auf die Probe gestellt wird.

Daniel Gascóns erster in deutscher Sprache erschienener Roman ist ein richtig schönes Sommerbuch. Die Handlung ist straff erzählt, die Pointen sitzen. Die Geschichte unterhält gut, auch wenn der Plot origineller sein könnte. Das hat alles eine gewisse Leichtigkeit und wirkt unangestrengt, was auch an der sehr gelungenen Übersetzung von Christian Hansen liegt. "Der Hipster von der traurigen Gestalt" ist ein satirischer Roman über die Grenzen des Idealismus im Kontext seiner Praxis; soll heißen: Nur weil etwas richtig ist, lässt es sich nicht immer auch überall durchsetzen.

Eine Rezension von Christoph Ohrem

Literaturangaben:
Daniel Gascón: Der Hipster von der traurigen Gestalt
Aus dem Spanischen von Christian Hansen
Kunstmann Verlag, 192 Seiten, 20 Euro