Buchcover: "Bei euch ist es immer so unheimlich still" von Alena Schröder

Buch der Woche

"Bei euch ist es immer so unheimlich still" von Alena Schröder

Stand: 25.08.2023, 13:06 Uhr

Eine Mutter-Tochter-Frauen- und Familiengeschichte, aus der man nach 318 Seiten mit dem verträumten Gefühl wieder zu sich kommt, man habe eine Zeitreise gemacht.

Rein in eine leicht versiffte WG im Berlin von 1989, um sich im nächsten Kapitel in den prüden 50er Jahren und in einer schwäbischen Kleinstadt mit Reihenhäusern und hinter den Gardinen lauernden Nachbarn wiederzufinden. Die Autorin hat eine Menge in diesen Roman gepackt. Er hat etwas von einer russischen Holzpuppe. Die kleinste Matrjoschka wird stets zuerst geschnitzt, auch in diesem Buch.

Hannah ist erst ein paar Wochen alt, als sich ihre Mutter Silvia "mit gebrochenem Herzen und schmerzenden Brüsten" von Berlin aus auf den Weg nach Süddeutschland macht. Zurück zu einer Mutter, der sie es nie recht machen konnte. Kapitel für Kapitel tauchen nun die anderen Matrjoschkas auf, die eine wichtige Rolle für die Geschichte spielen werden.

Die selbstbewusste, rebellische Tante, der kriegsversehrte Vater, die Mutter, die sich vor dem Gerede der Nachbarn fürchtet, einem Hochstapler aufsitzt. Alles eingebettet in die Piefigkeit der 50er Jahre, in der man seine Sehnsucht für sich behält.

Vor zwei Jahren stand die Journalistin Alena Schröder mit ihrem Romandebüt "Junge Frau, am Fenster stehend, blaues Kleid" wochenlang ganz oben auf der Bestsellerliste. "Hoppla", schrieb damals der Kritiker Denis Scheck, "Alena Schröder ist eine echte Entdeckung". Für das zweite Buch der Autorin schließe ich mich dem überraschten aber überzeugten Hoppla unbedingt an.

Eine Rezension von Christine Westermann

Literaturangaben:
Alena Schröder: Bei euch ist es immer so unheimlich still
dtv, 2023
335 Seiten, 24 Euro