Autorin im Gespräch

Adriana Altaras über "Besser allein als in schlechter Gesellschaft"

Stand: 15.06.2023, 21:10 Uhr

Adriana Altaras ist Schauspielerin, Regisseurin – und setzt sich als Buchautorin seit 2011 schreibend mit sich selbst und verschiedenen Familienmitgliedern auseinander. Jetzt würdigt sie ihre eigensinnige Tante, die ein Jahrhundert Geschichte erlebt hat und vor kurzem im Alter von 102 Jahren gestorben ist.

Ihr neues Buch mit Untertitel "Meine eigensinnige Tante" erzählt, wie verschiedene Generationen mit dem Älterwerden und dem immer krisenhafteren Weltgeschehen fertigwerden.

Adriana ist um die 60, gerade von ihrem Mann verlassen worden und muss ihr Leben in Berlin neu zusammensetzen. Ihre Tante Jelka ist um die 100, hat ein KZ in Kroatien überlebt, die Spanische Grippe und eine unglückliche Ehe hinter sich. Die Tante hat Adriana immer Halt geboten, ihr beigebracht, die Rückschläge des Lebens mit Fassung und großbürgerlicher Grandezza zu tragen.

Sie ist eine der wichtigsten Bezugspersonen für die immer suchende Adriana. Aber jetzt wird die Tante dement und immer gebrechlicher. In der Pandemie-bedingten Isolation eines italienischen Altersheims versteht sie die Welt immer weniger. Fortan können die beiden Frauen nur noch telefonisch von ferne an den täglichen Kämpfen der jeweils anderen Anteil nehmen.

Genau das erzählt Altaras in ihrem mittlerweile fünften Buch mit viel Witz und Gespür für die Pointen, die das Leben im Alter zwischen 60 und 100 bietet. Die sind zum Teil bitter, aber hier so leichtfüßig aus der Sicht beider Frauen aufgeschrieben, dass man sich mit ihnen nicht allein fühlt. Ein Buch, das den Herausforderungen und Abgründen des Älterwerdens etwas Tröstliches entgegensetzt.

Eine Rezension von Fabian May

Literaturangaben:
Adriana Altaras: Besser allein als in schlechter Gesellschaft. Meine eigensinnige Tante
Kiepenheuer & Witsch, 2023
240 Seiten, 22 Euro