Teure Ostern: Lebensmittelpreise weiter im Höhenflug

Stand: 06.04.2023, 13:38 Uhr

Gründonnerstag ist für den Einzelhandel der umsatzstärkste Tag im Jahr. An der Kasse könnte es für Kunden diesmal unangenehm werden: Die Inflation macht das Osterfest deutlich teurer.

Ostern ist ein gutes Geschäft - für den Handel und die Lebensmittelindustrie. Das Ende der Fastenzeit feiern viele Familien mit opulenten Festessen. Der deutsche Einzelhandel rechnet mit einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro - ein großer Anteil davon wird am Gründonnerstag erzielt.

Für die Kunden könnte die Vorfreude aufs Fest an der Supermarktkasse einen Dämpfer bekommen: Die Inflation macht Ostern in diesem Jahr zu einem teuren Spaß. Laut Landesamt Statistik NRW haben die Preise für Lebensmittel innerhalb eines Jahres um satte 23,4 Prozent zugelegt. So wurde Quark im Vergleich zum März 2022 um 71,1 Prozent teurer, Möhren kosteten 44,7 Prozent mehr, die Preise für Teigwaren stiegen um 34,2 Prozent.

Zehn Eier für mehr als zwei Euro?

Beispiel Eier: Hier hatten sich Verbraucher über Jahrzehnte an relativ stabile Preise gewöhnt. Diese Zeiten sind vorbei: Zehn Eier der Größe M aus Bodenhaltung kosteten im März durchschnittlich 2,02 Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 1,75 Euro, teilte die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) mit. Im Jahresdurchschnitt 2021 lag der Preis noch bei rund 1,55 Euro, 2020 bei 1,36 Euro.

Eierpreise im Vergleich

Eierpreise im Vergleich

Für die massive Teuerung gebe es mehrere Ursachen, heißt es aus der Branche: hohe Energiepreise infolge des Ukraine-Kriegs, mehr Aufwand in der Produktion durch das Verbot der Tötung männlicher Küken und schließlich die Auswirkungen der Vogelgrippe.

Deutlich wird die Inflation allerdings auch an anderen Allerwelts-Produkten wie Fischstäbchen: Bei Rewe konnte man 15 Iglo-Fischstäbchen im Jahr 2021 noch für 3,49 Euro bekommen. Ein Jahr später lag der Preis bereits bei 3,69 Euro. Aktuell muss man für das Produkt sogar 4,89 Euro bezahlen.

Rewe-Einkaufschef: Gestiegene Preise nicht immer nachvollziehbar

Auch für die Händler wird die Inflation im Supermarkt-Regal langsam zum Problem: "Es gibt nach wie vor extrem viele Preiserhöhungen", erklärte Rewe-Einkaufschef Hans-Jürgen Moog vor einer Woche bei der Präsentation der Jahresbilanz des Konzerns. Zum Teil seien die gestiegenen Einkaufspreise auch für Profis wie ihn nicht nachvollziehbar.

Rewe profitiere nicht von der Inflation, betonte Moog. Hohe Preise führten im Gegenteil auf lange Sicht zu sinkenden Umsätzen. Grund sei auch, dass Rewe die Kostensteigerungen bei Energie, Rohstoffen, Personal und Logistik nicht voll an seine Kunden weitergeben könne.

Verbraucherzentrale vermutet "Gewinnmitnahme"

Für Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale NRW sind steigende Lebensmittelpreise nicht mehr ausschließlich mit den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs zu erklären - denn der Preis für Energie sei zuletzt stark eingebrochen. Der Verdacht liege nahe, dass einige Hersteller und Händler die Inflation zur "Gewinnmitnahme" nutzen, sagte Burdick dem WDR.

Deutschland habe über viele Jahre im europäischen Vergleich sehr niedrige Lebensmittelpreise gehabt, so Burdick. Das sei vorbei: "Wir sind inzwischen locker auf dem Niveau von Italien und Frankreich angekommen." Die offizielle Inflationsrate sei dabei nur ein Durchschnittswert. "Viele Lebensmittel sind um 20, 30, 40 oder noch mehr Prozent gestiegen."

Problematisch sei vor allem, dass auch viele Grundnahrungsmittel überdurchschnittlich teuer geworden sind - insbesondere auch die Eigenmarken des Handels, auf die viele sozial Schwache zurückgreifen. Eine logische Erklärung für diese Entwicklung könne er nicht erkennen, sagte Burdick.